Wir möchten Ihnen hier die Geschichte hinter einigen der bekanntesten Drachen näherbringen.
Der Cody wurde von Samuel Franklin Cody beim Experimentieren mit Lawrence Hargraves Kastendrachen entwickelt. In der Entstehungszeit der bemannten Luftfahrt wurden neben den bekannten Flugzeugentwürfen auch Versuche mit menschentragenden Drachen unternommen. Eines der erfolgreichsten Systeme war das „Cody Manlifting System“, das aus einer Reihe von Codys bestand. Durch die Vorteile von Flugzeugen verloren diese Systeme jedoch schnell an Bedeutung.
In den Jahren zwischen 1901 und 1912 wurde dieses System von der britischen Marine eingesetzt, um den Feind auszuspionieren, und löste damit die bis dahin eingesetzten Fesselballons ab.
Doch was unterschied den Cody von anderen Kastendrachen zu dieser Zeit? Samuel Franklin Cody fand heraus, dass, wenn man einen Kastendrachen um Flügel erweitert, dieser deutlich stabiler und gutmütiger fliegt. Außerdem gab er den Flügeln eine V-Stellung, was den Cody dazu brachte, sich selbst zu stabilisieren. Diese Technik der V-Stellung findet heute noch im Flugzeugbau Verwendung. Um den Cody noch zugkräftiger zu machen, entwickelte Samuel Franklin Cody noch ein Topsegel. Diese Version des Codys ließ er sich patentieren.
Um das „Cody Manlifting System“ kurz zu erklären: Zuerst wurde ein Pilotdrachen hochgelassen, der die Aufgabe hatte, die Schnur für die Kette stabil zu spannen. An dieser Schnur waren mehrere konische Anschläge platziert, die von unten nach oben anwachsenden Durchmesser aufwiesen. Die einzelnen Kettendrachen hatten an der Waage einen Ring, der immer den passenden Durchmesser zu einem dieser Schläge hatte. Jetzt wurden die einzelnen Kettendrachen in der richtigen Reihenfolge hochgelassen, bis genug Kraft auf der Schnur war, um das Gewicht des Korbes und zwei Personen zu tragen. Als Letztes wurde ein Lifterdrachen eingehängt, der den Korb an der Schnur in die Höhe transportierte. Damit der Pilot das Auf- und Absteigen selbst regeln konnte, wurde ein Seilzug entwickelt, welcher den Anstellwinkel des Drachen veränderte.
Samuel Franklin Cody ließ sich zweimal (einmal erfolgreich) von seinem Drachen in einem kleinen Boot über den Ärmelkanal ziehen. Hierfür hat er den Cody lenkbar gemacht, was das Kreuzen vor dem Wind ermöglichte.
Die britische Marine versuchte im Zweiten Weltkrieg, den Cody als Barrikade gegen Flugzeuge zu verwenden.
Noch heute erfreut sich der Cody bei Drachenbegeisterten großer Beliebtheit.
Um 1890 wurde William Abner Eddy auf Drachen aufmerksam, die von den Bewohnern der Insel Java in Malaysia geflogen wurden. Diese Drachen wiesen eine nach hinten gewölbte Segelfläche auf und benötigten keine Schwänze, um sicher zu fliegen. Beim Experimentieren mit diesen Drachen fand William heraus, dass durch die nach hinten gewölbte Querstange die Bespannung vom Wind nach hinten gedrückt wird, während die Längsstange stabil bleibt. So entsteht eine Art Kiel, ähnlich wie bei Booten, was den ruhigen Flug ermöglicht.
William baute daraufhin eine weiterentwickelte Version der Drachen, die er auf Java gesehen hatte. 1891 ließ er mehrere Eddys als Kette steigen. Diese Eddy-Kette zog ein Thermometer in die Höhe, woraufhin es zu einer Zusammenarbeit zwischen William Abner Eddy und der amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft kam.
1892 wurde William von einem privaten Observatorium eingeladen, seinen Drachen auch dort vorzustellen. Nach vielen erfolgreichen Versuchen gelang es am 4. August 1894, einen Meilenstein in der Meteorologie zu erreichen. Hier wurde ein Gespann von fünf Eddys, die etwa 2,40 Meter hoch waren, steigen gelassen. Diese trugen Wetter-Messinstrumente in eine Höhe von etwa 500 Metern.
Heute ist der Eddy wohl der bekannteste Drachen überhaupt. Er wird oft als Kinderdrachen genutzt, inzwischen wird er aber meist mit Schwanz geflogen. Wenn man im Herbst durch die Straßen geht, kann man ihn auch oft als Dekoration in den Fenstern der Wohnhäuser sehen.
Der Rokkaku ist ein in Japan entwickelter Kampfdrachen. Die ersten Rokkakus entstanden im 17. Jahrhundert und werden bis heute für Rokkakukämpfe in Japan genutzt.
Der traditionelle Rokkaku besteht aus Seidenpapier und ist mit ausdrucksstarken Darstellungen berühmter Personen der japanischen Geschichte verziert. Furchterregende Samurai-Krieger, mit schwungvollen Pinselstrichen gemalt, sind typische Verzierungen.
Im Jahr 1736 zerstörte eine Sturmflut die Deiche von Nakanokuchi. Lord Mizoguchi ließ sie reparieren und schenkte den Dorfbewohnern von Shirone einen riesigen Drachen. Bei der Landung beschädigte dieser jedoch Reisfelder und Häuser. Um einen Konflikt zu vermeiden, ordnete Lord Mizoguchi einen Wettbewerb mit Drachen anstelle von Gewalt an. Daraus entstand das berühmte Drachenfest von Shirone, das bis heute jedes Jahr im Juni gefeiert wird und den Wunsch nach Frieden symbolisiert.
Doch wie sieht so ein Drachenkampf aus? Mehrere Drachen werden in die Luft gelassen, und das Ziel ist es, die anderen Drachen abzuschneiden oder zum Absturz zu bringen. Sieger ist am Ende der letzte fliegende Drachen. In Shirone treten heute noch 13 Teams mit über 200 Drachen an. Heute sind diese aber oft nicht mehr mit Kriegern verziert, sondern tragen oft Werbeslogans.
Im kleineren Rahmen kann man auch in Deutschland auf Drachenfesten Rokkakukämpfe sehen. Hierzulande ist er jedoch eher beliebt, da er sich gut für Applikationen eignet. Außerdem entwickelt er bereits bei wenig Wind eine gute Zugkraft.
Der Roloplan ist eine der wenigen Drachenformen, die ihren Ursprung in Deutschland haben. 1909 ließ Richard Steiff (Erfinder der Steiff-Teddybären) seinen ersten zusammenlegbaren, schwanzlosen Stoffdrachen unter dem Namen Roloplan registrieren. Obwohl das erste Modell „für Sport und Spiel“ auf den Markt gebracht wurde, fand er auch schnell andere Verwendungszwecke. Neben einem militärischen Nutzen als Personenträger oder Zielscheibe für die Flugabwehr wurde der Drachen auch genutzt, um Schlitten zu ziehen. Die bekannteste Anwendung war jedoch eine andere. Der Roloplan ermöglichte Luftaufnahmen für „jedermann“ schon vor dem Ersten Weltkrieg. Grund hierfür war zum einen der günstige Preis, der damals zwischen 10 und 33 Mark lag. Richard Steiff erkannte das Potenzial seines Drachens schnell und entwickelte passende Spezialstative und einen Fernauslöser, der mittels Seilzuges funktionierte. Auch für Firmen war der Drachen bestens als Werbeträger geeignet.
Wie bei vielen anderen Drachen gibt es auch heute viele Abwandlungen des Steiff-Roloplan. Ein Original ist jedoch eine Rarität.
Am 25. Juni 1903 fand bei Findon auf den Sussex Dünen das internationale Drachensteigen um die silberne Medaille der „Aeronautical Society of Great Britain“ statt.
Bedingung war, dass nur ein Drachen mindestens 914 Meter hochfliegen sollte. Insgesamt traten 6 Drachenbauer an, unter ihnen war Charles Brogden, der mit seinen 6 Flügeldrachen an den Start ging.
Schon in der mittleren Fluglage konnte sich Charles mit 474 Metern durchsetzen und lag damit 70 Meter vor dem zweiten, Samuel Franklin Cody. Auch in der größten Höhe hatte Charles mit seinem Drachen die Nase vorn, mit 553 Metern und lag damit 104 Meter vor dem Zweitplatzierten. Damit war der sechsflügelige Drachen von Charles Brogden der beste, den Preis gewann aber keiner der Teilnehmer.
Ein Jahr später wurde beim gleichen Wettbewerb Charles der erste Preis zugesprochen.
Als Charles 1907 ein größeres Exemplar bei einer Vorführung der „Aeronautical Society“ vorstellte, erreichte er die Höhe von 914 Metern. Der Drachen hatte eine beachtliche Höhe von 5 Metern und es wurden 1160 Meter Schnur abgelassen.
Einige Zeit verging, bevor der Brogden wirklich populär wurde. 1993 erschien das Buch „Drachen mit Geschichte“, geschrieben von Walter Diem und Werner Schmidt. In diesem Buch fand sich ein Bauplan für den sechsflügeligen Brogden, so fand der Drachen viele Liebhaber.
In der „Sport & Design Drachen 4/1996“ stellte Hermann Reincke einen achtflügeligen Brogden vor. Er nannte dieses Modell schlicht „Hermanns Brogden“. Auch dieser Bauplan fand viele Liebhaber, was den Brogden zusätzlich bekannter machte.
1998 erschien in der „Sport&Design Drachen 1/98“ ein Bauplan namens „Ralfs Brogden“. Anders als die anderen Brogden brauchte dieses Modell keine besonderen Verbinder, hier reichten herkömmliche Eddyverbinder. Eine Abwandlung dieses Bauplans ist hier auf den Bildern zu sehen.
In den frühen 1960er Jahren, als die Raumfahrt noch in den Kinderschuhen steckte, experimentierte die NASA mit Fallschirmentwürfen von Francis Rogallo. Hierzu wurden zehn verschiedene Variationen derselben grundlegenden Deltaform verwendet, die sich nur in den relativen Winkeln der beiden Kiele unterschieden. Das Modell Nummer 5 zeigte die vielversprechendsten Eigenschaften in Bezug auf Steuerbarkeit und Stabilität.
In den 1990er Jahren begannen verschiedene Drachenflieger, mit dem Fallschirm zu experimentieren und ihn zu einer lenkbaren Tragfläche zu machen. Schon bald gab es den NPW5 als kommerziell vertriebenen Drachen. Peter de Jong verbesserte diese Version wiederum und brachte seine Version unter dem Namen eNPW5 heraus.
Da der NPW äußerst beliebt war, wurde er ständig weiterentwickelt und unter neuen Namen herausgebracht.
Doch was macht den NPW so beliebt? Die Konstruktion aller NPWs erlaubt bei wenig Materialeinsatz eine beachtliche Segelfläche. Ein NPW5, der in der Breite 195 cm aufweist, schafft es bei 4 Windstärken, einen Mann in die Lüfte zu heben. Der NPW weist auch ein sehr kleines Packmaß auf, was besonders auf Reisen ein großer Vorteil ist. Außerdem gilt dieser Drachen als Leichtwindwunder, denn durch sein geringes Gewicht benötigt der NPW nicht viel Wind, um stabil zu fliegen. Da es hier keine Kammern gibt, wie bei anderen stablosen Lenkdrachen, können diese auch nicht platzen, was den NPW robuster macht.
Auch wenn der NPW als reiner Zweileiner entwickelt wurde, gibt es ihn heute auch mit Vierleinen. Noch heute findet man den NPW nicht nur auf der Drachenwiese. Die Firma KiteShip nutzt ihre Weiterentwicklung dieses Drachen, um Tank- und Containerschiffe über den Ozean zu bewegen.
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